Ökumene leben
„In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“ Johannes 14,2
Der christliche Glaube begegnet nicht nur uns im Lazarus-Orden in unterschiedlicher historischer, kultureller und theologischer Prägung und Gestalt. Dies wird deutlich in der Vielzahl der Konfessionen, wie in der Vielzahl christlicher Glaubensgemeinschaften. Dies ist einerseits als Bereicherung der Kommunikation des Evangeliums zu begreifen und in der Gemeinschaft der unterschiedlichen Konfessionen in Offenheit für die Gemeinschaft der anderen zu leben. Andererseits stehen alle Konfessionen und christlichen Gemeinschaften vor der Herausforderung, das eine Bekenntnis zu dem dreieinigen Gott nicht durch sekundäre, zeitgeschichtlich bedingte Unterschiede und grundsätzliche Konkurrenz vor der Welt unglaubwürdig werden zu lassen.
Für uns im Lazarus-Orden bedeutet Ökumene und Weltverantwortung darüber hinaus, dass die Grundsätze der christlichen Ethik als Beitrag der christlichen Konfessionen in die Gesellschaft eingebracht werden. Dazu gehören z. B. die Themen der Gleichberechtigung, des fairen Handels, Fragen zur Bewahrung der Schöpfung und die Ermutigung zum gewaltfreien Austragen von Konflikten im Miteinander auf dieser Welt. Alle Menschen sind in gleicher Weise Geschöpfe Gottes und haben damit in gleicher Weise einen unschätzbaren Wert von ihrem Schöpfer erhalten.
Christliche Ökumene und Weltverantwortung geschieht heute maßgeblich durch die unterschiedliche Gestaltung von Kontakten zu Partnern in anderen Ländern und Kontinenten. Die gemeinsame Auslegung der Schrift und die Kommunikation der unterschiedlichen theologischen Erkenntnisse sind zentrale Aufgaben der ökumenischen Arbeit. Sie geschieht auch in der Übernahme von Verantwortung für gerechte Lebensverhältnisse in der weltweiten Ökumene. Grundlage für diese Kontakte – so auch in unserer Ordensgemeinschaft – ist die Charta Oecumenica, die sich als „Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa“ verstehen. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist im weltweiten Horizont die größte Organisation, die sich um die Einheit im Glauben aller Christen bemüht. Die Gemeinde Jesu Christi pflegt den Umgang mit anderen Religionen und nicht christlichen Glaubensgemeinschaften vor dem Horizont einer gemeinsamen Verantwortung für die Welt.
Unser Orden bemüht sich, dieser jungen Tradition zu folgen. Das gemeinsame Miteinander in der weltweiten Gemeinschaft im Orden verbindet daher katholische, evangelische (reformierte), orthodoxe und anglikanische Christen. Wir wollen gemeinsam unsere Wohnungen im Haus des Herrn beziehen und die Vielfalt in Einheit dort erleben. Dies gibt uns den Raum frei für unser hospitalische Handeln.
(Cfr.em. Pfarrer Wolfgang Weiß - Berlin)