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Fasten 2019

 

Übersetzung von Chev. Dr.Dr. Rüdiger Flaig
 

Liebe Brüder und Schwestern des Heiligen Militärischen und Hospitalischen Ordens des Hl. Lazarus von Jerusalem:  
 
Während der Fastenzeit sind wir eingeladen, gemeinsam den Weg zum Osterfest zu beschreiten, um die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren und die Schönheit eines neuen Lebens in Christus von neuem zu entdecken. Mit der Taufe werden wir Kinder Gottes und Glieder der Kirche.
 
Die diesjährige Botschaft Seiner Heiligkeit unseres Papstes Franziskus für die Fastenzeit orientiert sich an einem Satz von Paulus: „Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes“ (Römer 8:19). Die Erlösung, die Jesus Christus mit seinem Tod und seiner Auferstehung gebracht hat, richtet sich gänzlich auf die Realität und umfasst unsere Beziehungen mit Gott, mit uns selbst, mit unserem Nächsten, mit der Schöpfung.

 Ein Bruch unserer Gemeinschaft mit Gott durch Sünde zerbricht auch das harmonische Verhältnis der Menschen zueinander und zu der natürlichen Umgebung, in der zu leben sie berufen sind, so dass der Garten zur Wüste wird (vgl. Gen 3:17).  
 
Das Ziel der „Fastenzeit” des Gottessohns war, die Wüste der Schöpfung zu betreten, um in diesen Garten der Gemeinschaft mit Gott zurückzukehren.  
 
Möge unsere Fastenzeit uns auf dem gleichen Weg führen und die Hoffnung Christi in die Schöpfung tragen, „dass auch die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der Verderbnis frei gemacht werde zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes” (Römer 8:21).
 
Die Sünde im menschlichen Herzen manifestiert sich als Gier, Verlangen nach einem unausgewogenen Wohlergehen und Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohl anderer und oft auch dem eigenen, und sie führt zur Ausbeutung der Schöpfung, entsprechend der unersättlichen Gier, die jedem Wunsch zwangsläufig folgt.
 
Es ist nötig für die Schöpfung, dass die Kinder Gottes sich als neue Geschöpfe erweisen, die den neuen Himmel und die neue Erde erwarten, in denen die Gerechtigkeit wohnen wird (vgl. 2Petr 3:13; Offb 21:1).  
 
Der Weg zum Osterfest ruft uns dazu auf, unser äußeres Bild und unser inneres Herz als Christen durch Reue, Umkehr und Vergebung wiederherzustellen, um die gesamte Fülle der Gnade zu leben. Die Fastenzeit ruft uns dazu auf, das Mysterium des Osterfestes in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Leben absolut zu verkörpern, insbesondere durch Gebet, Fasten und Almosen.
 
Das Gebet als wahrhaftige persönliche Begegnung mit Gott, unserem Vater, in der Vertrautheit des Herzens und der Erfahrung der Gemeinschaft mit den Brüdern in der Liturgie lässt uns die falsche Selbstgenügsamkeit unseres Egos überwinden, macht uns für die Aufnahme der Barmherzigkeit des Herrn bereit und hört auf die Bedürfnisse unseres Nächsten und die Schreie der Schöpfung.  
 
Das Fasten hilft uns, unsere Einstellung gegenüber anderen Menschen und anderen Geschöpfen zu ändern und die Versuchung zu überwinden, alles zu verschlingen, um unsere Gier zu stillen. Um ein nüchternes Leben zu führen, fordert uns Papst Franziskus auf, uns mit kleinen täglichen Schritten um die Schöpfung zu kümmern: „Beispielsweise den Gebrauch von Plastik oder Papier vermeiden, den Wasserverbrauch reduzieren, Abfall trennen, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise essen kann, andere Lebewesen mit Fürsorge behandeln, unnötige Lichter ausschalten“ (Laudato Si, 211).
 
Almosen zu geben – ein Akt der Gerechtigkeit, der aus der Liebe zu unserem Nächsten entspringt –, befreit uns von der Torheit, alles für uns selbst anzuhäufen, im Wahn, eine Zukunft zu sichern, die uns nicht gehört, und führt uns dazu, unsere Zeit, unseren materiellen Besitz und unsere Spiritualität mit unseren Brüdern zu teilen.
 
Während dieser Fastenzeit habe ich in meiner Erzdiözese eine Spendensammlung für das Caritas Baby Hospital in Bethlehem *vorgeschlagen, das ich im kommenden Juli auf einer Wallfahrt ins Heilige Land besuchen werde. Dieses Kinderkrankenhaus ist eine Oase der Ruhe und des Friedens für die Kinder und ihre Familien. Jedes Jahr behandelt die Klinik 46.000 Kinder und nimmt mehr als 4.000 kleine Patienten ohne Ansehen der Religion oder des sozialen Standes auf.
 
Ich lade Sie herzlich ein, über das „Dokument über die menschliche Brüderlichkeit“ nachzudenken, das am 4. Februar 2019 anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in Abu Dhabi veröffentlicht wurde. Dieses Dokument fordert alle auf, die den Glauben an Gott und die Brüderlichkeit der Menschheit in ihren Herzen willkommen heißen, zusammenzuarbeiten, um neue Generationen zu einer Kultur des gegenseitigen Respekts zu bilden, in einem Verständnis der höchsten göttlichen
Gnade, die alle Menschen zu Brüdern und Schwestern macht, die es wert sind, unterstützt und geliebt zu werden.
 
Ich ermutige alle Mitglieder des Ordens des Hl. Lazarus von Jerusalem, alle Gesundheitsorganisationen zu unterstützen, die den armen und am meisten benachteiligten Menschen in den verschiedenen Ländern der Welt dienen.
 
Wir bitten den Herrn, in Gemeinschaft mit unserem innersten Wesen zu leben und uns zu helfen, die Freude an der Verbesserung des Projekts, das Gott in die Schöpfung und in unsere Herzen gelegt hat, wieder zu entdecken: Ihn zu lieben, um unserer Brüder und Schwestern willen auf der ganzen Welt, und das wahre Glück in dieser Liebe zu finden.
 
Ich segne Sie von Herzen und versichere Sie, dass ich in meinen Gebeten an Sie denke.
 
Monreale, 9. März 2019
 
✠Michele Pennisi, Erzbischof von Monreale  Kirchlicher Großprior  Sankt Lazarus Militärischer und Hospitalischer Ordens  des Hl. Lazarus von Jerusalem
 
 
Hinweise: * https://www.kinderhilfe-bethlehem.de/de/was-wir-tun/caritas-baby-hospital/


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